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    Jugendkriminalität steigt deutlich an

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    Polizei führt Entwicklung auf „zunehmende Migration“ zurück. Mehr Einbrüche, aber weniger Straßenraube.

    Die Zahl der jugendlichen Straftäter ist im vergangenen Jahr in Hamburg erstmals seit 2009 wieder gestiegen. Die Polizei verzeichnetet mit 16.002 Tatverdächtige unter 21 Jahren einen Anstieg zum Vorjahr um 16,1 Prozent. Damit machen Jugendliche und Heranwachsende gut ein Fünftel aller Tatverdächtigen aus. Ihr Anteil im Bereich der Gewaltkriminalität beträgt 31,1 Prozent, ist damit aber dennoch im sechsten Jahr in Folge zurückgegangen.

    Die Deutsche Polizeigewerkschaft forderte, die kriminellen Jugendlichen in einer geschlossenen Einrichtung unterzubringen oder abzuschieben. „Wer meint als Intensivtäter Karriere machen zu wollen, dem müssen wir seine Grenzen klar und deutlich aufzeigen“, erklärte der Landesvorsitzende Joachim Lenders. Auch die CDU-Bürgerschaftsfraktion äußerte sich kritisch zu den vorgelegten Zahlen. „Lediglich die Tatsache, dass ein großer Teil der Delikte der Cyberkriminalität seit 2014 nicht mehr in der Statistik aufgenommen wird, hat dazu geführt, dass der Anstieg in der Gesamtstatistik niedriger aussieht, als er tatsächlich ist“, erklärte der Sicherheitsexperte Dennis Gladiator. Der Anstieg der Kriminalität in vielen Bereichen sei Folge der geringeren Polizeipräsenz in den Stadtteilen. Der FDP-Innenpolitiker Carl Jarchow meinte: „Hamburg wird unsicherer.“

    Zum Teil sei die hohe Jugendkriminalität auf zunehmende Migration zurückzuführen, sagte Thomas Menzel, Leitender Kriminaldirektor der Polizei Hamburg, am Donnerstag im Zuge der Präsentation der Polizeilichen Kriminalstatistik 2014. 30,8 Prozent der jungen Tatverdächtigen sind ausländische Staatsangehörige oder sogenannte Staatenlose. Bei Verstößen gegen das Aufenthalts- und Asylgesetz verzeichnete die Polizei 771 Fälle mehr als 2013.

    In den vergangenen Monaten wurden immer wieder Fälle von straffällig gewordenen, unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen (UMF) bekannt. 2014 nahm der Landesbetrieb Erziehung und Beratung 856 solcher Flüchtlinge auf, im Vorjahr waren es 485. Dem Kinder- und Jugendnotdienst stehen elf Erstversorgungseinrichtungen zur Verfügung, im Januar befanden sich dort 512 Jugendliche. „Der überwiegende Teil der unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge ist nicht straffällig geworden, jedoch sind unter ihnen 31 Intensivtäter, von denen 20 als sogenannte Obachttäter geführt werden“, sagte Menzel. Für diese bestehe ein besonderer Bedarf an behördenübergreifenden Maßnahmen, wie etwa Fallkonferenzen. „Die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge werden vor allem durch Eigentumsdelikte in der Innenstadt auffällig sowie durch körperliche Auseinandersetzungen untereinander.“ Innensenator Michael Neumann sagte, man lenke besonders große Aufmerksamkeit auf die UMF. „Es geht um die Akzeptanz der Flüchtlingssituation in der Stadt.“ Polizei und Innenbehörde wollen mit dem Konzept „Handeln gegen Jugendgewalt“ und mit „Cop4U, einer Zusammenarbeit von Polizei und Schulen, gegen die Jugendkriminalität vorgehen.

    Die Zahl der auffällig gewordenen Jugendlichen liegt derzeit trotz der Erhöhung dennoch um 11,9 Prozent unter dem Niveau von 2005, als die Polizei 18.161 Tatverdächtige unter 21 Jahren verzeichnete. Menzel betonte auch, dass mehr als 95 Prozent der Jugendlichen und Heranwachsenden 2014 in Hamburg kriminalpolizeilich nicht in Erscheinung getreten seien.

    Insgesamt erfasste die Polizei mit 239.998 Delikten nahezu genauso viele wie im Vorjahr (+0,8 Prozent). Es wurden 1300 Fälle mehr aufgeklärt, die Quote erhöhte sich damit auf 43,9 Prozent. Besonders von Kriminalität betroffen ist mit 87.398 Fällen (+6,8 Prozent) der Bezirk Mitte. Während in einigen Stadtteilen wie Billstedt und Wilhelmsburg weniger Straftaten angezeigt wurden, waren es allein auf St. Pauli und in St. Georg zusammen 5656 mehr als im Vorjahr.

    Wie die Kriminalstatistik ebenfalls zeigt, ist die Zahl der Einbrüche gestiegen: Es wurden 566 Taten mehr als im Vorjahr verübt oder versucht, jedoch scheinen sich die Hamburger auch zunehmend zu rüsten: In 42,5 Prozent der Fälle gelangten die Einbrecher gar nicht erst in die Wohnungen – der höchste Wert seit 44 Jahren. Die Aufklärungsquote stieg auf 8,3 Prozent. Die Zahl der Wohnungseinbrüche kletterte um 8,2 Prozent auf 7490 Taten.

    Positiv wertete Meyer auch den Anstieg der Aufklärungsquote um 1,1 Prozentpunkte auf 8,3 Prozent. Hintergrund sei vor allem die erfolgreiche sogenannte Herbstoffensive der Polizei gegen Einbrecher. Bei 1831 Einsätzen waren zwischen Oktober und Dezember 316 Tatverdächtige festgenommen worden. Die Zahl der Wohnungseinbrüche sei immer noch um ein Drittel niedriger als vor zehn Jahren, sagte Meyer.

    Einen sehr starken Anstieg von fast 24 Prozent verzeichnete die Polizei bei den Taschendiebstählen. Deren Zahl kletterte um 3834 auf über 20.000. Aufgeklärt wurden nur 4,6 Prozent der Taten. Meyer erklärte dies mit internationalen Banden, die professionell vorgehen und vor allem Touristen bestehlen. Die Zahl der Straßenraube ging dagegen um 250 Fälle oder 13,4 Prozent zurück.