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    „Bei verdächtigen Beobachtungen bitte die Polizei rufen“

    Terrorwarnung in Hamburg: Innensenator mahnt Bürger zu Wachsamkeit – Spezialkommando des BKA im Einsatz

     Die konkrete Bedrohung Hamburgs wie Deutschlands durch Terroristen ist nach den jüngsten Warnungen offenbar gestiegen. Auf der Innenministerkonferenz (IMK) in Hamburg bildete die Debatte über die aktuelle Lage den Auftakt. „Der internationale Terrorismus zielt darauf ab, Angst und Schrecken zu verbreiten. Das lassen wir nicht zu. Wir bleiben uns und unseren freiheitlichen Lebensgewohnheiten treu“, hieß es in einer Erklärung des Bundesinnenministers Thomas de Maizière und Hamburgs Innensenators Heino Vahldieck (beide CDU). Vahldieck präzisierte die Lage in der Hansestadt: „Wir haben in Hamburg eine sehr hohe abstrakte Gefahr, die zugenommen hat. Aber die Sicherheitsmaßnahmen laufen, und zwar auch schon länger. Jetzt sind sie noch einmal deutlich verstärkt worden, und damit sind sie für jeden deutlich sichtbar.“ Vahldieck mahnt zu höherer Wachsamkeit, aber nicht zu übertriebener Vorsicht. „Wir empfehlen, sich zu verhalten wie immer. Es gibt keinen Grund, den Alltag umzustellen.“ Doch er betont: „Das Einzige, worum wir die Bürger bitten, ist, die Polizei bei verdächtigen Beobachtungen zu rufen, lieber einmal zu häufig.“ Dies könnten verdächtige Personen oder Gruppen, aber auch liegen gebliebene Gepäckstücke sein. Ob es in Hamburg einzelne Punkte gibt, die Ziel eines Anschlages werden könnten, etwa der Elbtunnel, der Hauptbahnhof oder gar die Weihnachtsmärkte, dazu sagt Vahldieck: „Es bringt nichts, sich jetzt bestimmte Objekte herauszusuchen und zu spekulieren, ob diese gefährdet sein könnten.“

     Für die Hamburger Polizei scheint die Terrorwarnung zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt zu kommen. „Wir haben wegen der Innenministerkonferenz keine Reserven mehr, die zusätzliche Aufgaben übernehmen könnten“, sagt Joachim Lenders, Landesgeschäftsführer der Deutschen Polizeigewerkschaft.

    „Die Alarmhundertschaften sind bereits aufgerufen. Alle, die können, sind bereits in den Stiefeln.“ Es gebe nach seiner Kenntnis zwar keine konkreten Hinweise, dass Hamburg Ziel eines Terroranschlags sein könnte. Lenders: „Wir hatten hier die Terroristen vom 11. September, wir hatten die Al-Quds-Moschee. Dahinter standen Strukturen, die es noch heute gibt und die eine Basis für eine neue Terrorzelle bieten könnten.“ André Schulz vom Bund Deutscher Kriminalbeamter will Hinweise haben, dass die Wege nach Hamburg führen. Deshalb seien Beamte des Bundeskriminalamtes in der Hansestadt unterwegs. Die BKA-Experten sollen die Erkenntnisse der Hamburger Sicherheitsbehörden im Zusammenhang mit der elfköpfigen „Hamburger Reisegruppe“ um Rami M. genau prüfen, die vergangenes Jahr in ein Ausbildungscamp nach Pakistan gereist war. Dafür, so heißt es aus Polizeikreisen, sei eine Extra-Ermittlungsgruppe eingerichtet worden. Dass die BKA-Experten im Zusammenhang mit der Terrordrohung nach Hamburg gekommen sind, will niemand bestätigen.

    Laut Sicherheitsexperten sei es nicht möglich, eine wirklich umfassende Sicherheit zu bieten. „Es ist nicht machbar, zu jeder Menschenansammlung einen Polizisten zu stellen“, so ein Beamter. Gerade in der Vorweihnachtszeit, wenn die Innenstädte voll sind, hätten Täter potenzielle Ziele im Überfluss, die nicht annährend so gut gesichert sind wie Flughäfen oder Bahnhöfe. „Es gibt zwar Raumschutzkonzepte, die natürlich auch dort greifen“, so der Beamte. „Durch die kann aber ein wirklich entschlossener Täter kaum abgehalten werden.“

     Weil mit den Warnungen auch immer wieder die Bedrohung von Weihnachtsmärkten angesprochen wird, hat der Schaustellerverband die Bürger zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. „Wir werden natürlich alles uns Mögliche tun, um den Menschen ein gutes Gefühl zu geben. Aber wir wollen auch keine Panik schüren“, sagte ein Sprecher. Zusätzliche Sicherungsmaßnahmen seien gleichwohl nicht geplant.